Siegfried
Von keinem Weib
kam mir der Reif;
noch war’s ein Weib,
dem ich ihn abgewann:
genau erkenn’ ich
des Kampfes Lohn,
den vor Neidhöhl’ einst ich bestand,
als den starken Wurm ich erschlug.
Hagen
Brünnhild’, kühne Frau!
Kennst du genau den Ring?
Ist’s der, den du Gunther gabst,
so ist er sein,
und Siegfried gewann ihn durch Trug,
den der Treulose büßen sollt‘!
Brünnhilde
Betrug! Betrug!
Schändlichster Betrug!
Verrat! Verrat –
wie noch nie er gerächt!
Gutrune
Verrat? An wem?
Mannen und Frauen
Verrat? An wem?
Brünnhilde
Heilige Götter!
Himmlische Lenker!
Rauntet ihr dies
in eurem Rat?
Lehrt ihr mich Leiden,
wie keiner sie litt?
Schuf ihr mir Schmach,
wie nie sie geschmerzt?
Ratet nun Rache,
wie nie sie gerast!
Zündet mir Zorn,
wie noch nie er gezähmt!
Heißet Brannhild‘,
ihr Herz zu zerbrechen,
den zu zertrümmern,
der sie betrog!
Gunther
Brunnhild‘, Gemahlin!
Mäß‘ge dich!
Brünnhilde
Weich’ fern, Verräter!
Selbst Verratner!
Wisset denn alle:
nicht – ihm –
dem Manne dort
bin ich vermählt.
Mannen und Frauen
Siegfried? Gutruns Gemahl?
Brünnhilde
Er zwang mir Lust
und Liebe ab.
Siegfried
Achtest du so
des eignen Ehre?
Die Zunge, die sie lästert,
muß ich der Lüge sie zeihen?
Hört, ob ich Treue brach!
Blutbrüderschaft
hab’ ich Gunther geschworen:
Notung, das werte Schwert,
wahrte der Treue Eid;
mich trennte seine Schärfe
von diesem traurigen Weib.
Brünnhilde
Du listiger Held!
Sieh, wie du lügst!
Wie auf dein Schwert
du schlecht dich berufst!
Wohl kenn ich seine Schärfe,
doch kenn’ auch die Scheide,
darin so wonnig
ruht’ an der Wand
Notung, der treue Freund,
als die Traute sein Herr sich gefreit.