Siegmund
O süßeste Wonne!
Seligstes Weib!
Sieglinde
O laß in Nähe
zu dir mich neigen,
daß hell ich schaue
den hehren Schein,
der dir aus Aug’
und Antlitz bricht,
und so süß die Sinne mir zwingt.
Siegmund
Im Lenzesmond
leuchtest du hell;
hehr umwebt dich
das Wellenhaar:
Was mich berückt,
errat’ ich nun leicht –
denn wonnig weidet mein Blick.
Sieglinde
Wie dir die Stirn
so offen steht,
der Adern Geäst
in den Schläfen sich schlingt!
Mir zagt es vor der Wonne,
die mich entzückt,
ein Wunder will mich gemahnen:
den heut’ zuerst ich erschaut,
mein Auge sah dich schon!
Siegmund
Ein Minnetraum
gemahnt auch mich:
in heißem Sehnen
sah ich dich schon!
Sieglinde
Im Bach erblickt’ ich
mein eigen Bild –
und jetzt gewahr’ ich es wieder:
wie einst dem Teich es enttaucht,
bietest mein Bild mir nun du!
Siegmund
Du bist das Bild,
das ich in mir barg.
Sieglinde
O still! Laß mich
der Stimme lauschen:
mich dünkt, ihren Klang
hört ich als Kind –
Doch nein! Ich hörte sie neulich,
als meiner Stimme Schall
mir wiederhallte der Wald.
Siegmund
O lieblichste Laute,
denen ich lausche!
Sieglinde
Deines Auges Glut
erglänzte mir schon:
so blickte der Greis
grüßend auf mich,
als der Traurigen Trost er gab.
An dem Blick
erkannt’ ihn sein Kind –
schon woll‘t ich beim Namen ihn nennen!
Wehwalt heißt du fürwahr?
Siegmund
Nicht heiß’ ich so,
seit du mich liebst:
nun walt’ ich der hehrsten Wonnen!
Sieglinde
Und Friedmund darfst du
froh dich nicht nennen?
Siegmund
Nenne mich du,
wie du liebst, daß ich heiße:
den Namen nehm’ ich von dir!
Sieglinde
Doch nanntest du Wolfe den Vater?
Siegmund
Ein Wolf war er feigen Füchsen!
Doch dem so stolz
strahlte das Auge,
wie, Herrliche, hehr dir es strahlt,
der war – Wälse genannt.
Sieglinde
War Wälse dein Vater,
und bist du ein Wälsung,
stieß er für dich
sein Schwert in den Stamm –
so laß mich dich heißen
wie ich dich liebe:
Siegmund –
so nenn’ ich dich!
Siegmund
Siegmund heiß’ ich
und Siegmund bin ich!
Bezeug’ es dies Schwert,
das zaglos ich halte!
Wälse verhieß mir,
in höchster Not
fänd ich es einst;
ich faß’ es nun!
Heiligster Minne
höchste Not,
sehnender Liebe
sehrende Not
brennt mir hell in der Brust,
drängt zu Tat und Tod:
Notung! Notung!
So nenn´ ich dich, Schwert.
Notung! Notung!
Neidlicher Stahl!
Zeig’ deiner Schärfe
schneidenden Zahn:
heraus aus der Scheide zu mir!